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Hilfe für Jugendliche von 14 bis 21 Jahren

Die Zeit der pubertären Reifung hat für Jugendliche und junge Erwachsene eine große Bedeutung. Nicht nur die körperliche Entwicklung unterliegt großen Veränderungen, auch die Gefühlswelt gerät in Turbulenzen; Regeln und Normen werden infrage gestellt.

Einerseits nimmt der Wunsch zu, sich von den Bindungspersonen zu lösen, andererseits macht größere Autonomie den Jugendlichen noch Angst.

Ist das psychische Fundament in der Kindheit gut angelegt worden, kann eine gesunde Identitätsfindung des Jugendlichen gelingen. Teilweise entstehen dennoch besondere psychische Belastungen oder auch psychische Erkrankungen, an dieser Stelle kann psychologische Unterstützung in Anspruch genommen werden.

Alles zur Beratung für Kinder finden Sie hier.

Schule

Weil sie mit eigenen entwicklungsspezifischen Themen beschäftigt sind, tritt für Jugendliche während der Pubertät die Bedeutung der Schule in den Hintergrund. Gleichzeitig übermittelt die Schule mit zunehmenden Schuljahren mehr und mehr die sozialen Erwartungen unserer Leistungsgesellschaft und bildet unsere Erfolgs- und Konkurrenzgesellschaft auf mächtige Art und Weise ab. Engagierte Lehrkräfte sind vonnöten, die den Jugendlichen eine gute Bindungsbeziehung ermöglichen, um sie zu Mitarbeit und Anstrengungsbereitschaft zu bewegen.

Die Ursachen von Problemen in der Schule sind vielfältig, sind aber fast immer von einem großen Stresserleben des Jugendlichen begleitet. Beispiele sind schlechte Schulleistungen, Prüfungs- und Versagensangst, Probleme mit Lehrern oder Mitschülern, Beschämung, Ausgrenzung, Mobbing. Eine Schulunlust bzw. die Entwicklung von Schulangst ist auf dieses Stresserleben zurückzuführen und ist das Resultat einer längeren Leidensgeschichte.

Den Lebensweg finden

Was tun nach der Schule? Nur die wenigsten haben bereits in ihrer Kindheit eine klare Vorstellung ihres Berufswunsches und ihres Lebens. Die Wahlmöglichkeiten sind vielfältig, aber viele Jugendliche zunehmend orientierungslos. An den Schulabschluss schließt sich oftmals ein „Gap-Year“ an. Und danach?

Kann Ihr heranwachsendes Kind benennen, wofür es sich interessiert, wofür es brennt und wo seine Stärken liegen? Wie können Jugendliche eine klare Lebensperspektive entwickeln?

Wir sprechen über Ängste oder Sorgen, die sich aus dem Treffen von (Lebens-) Entscheidungen, dem Setzen von Zielen und den Strategien zu dessen Erreichung ergeben können.

Substanzmissbrauch

„Mit Alkohol traue ich mich eher, Mädchen anzusprechen“, „Das macht mich lockerer“, „Das gibt mir einen Kick“, „So halte ich dem Druck besser stand“.
Starke Euphorie, reduzierte Angst, erhöhte Wachheit, dies sind angestrebte Wirkungen von legal konsumierbaren Rauschmitteln (Alkohol, Tabak) und illegalen Rauschmitteln (z.B. Heroin, Kokain, Amphetamine, Ecstasy).
Jeglicher Substanzgebrauch geht mit einem erhöhten Risiko für die Entstehung anderer Probleme einher, beispielsweise körperliche Auseinandersetzungen, Verkehrsunfälle, Abhängigkeit, physische und psychische Probleme, etc.) Der Substanzgebrauch wird zum Substanzmissbrauch, wenn Jugendliche fortfahren, diese Substanzen trotz der auftretenden Probleme zu konsumieren. Der Substanzmissbrauch wird häufig bagatellisiert. Oft fallen die Worte „Ich kann problemlos wieder aufhören.“

Körperschema / Gender

Die Pubertät ist eine Zeit körperlicher Veränderungen; manche Jugendliche fühlen sich in dieser Zeit nicht mehr wohl in ihrem Körper. Oft ist das Selbstwertgefühl in dieser Zeit gering, was eine besonders feinfühlige Unterstützung der Erwachsenen erfordert.

Aussehen: Im ständigen Vergleich mit Freundinnen, Prominenten und Influencern im Netz sind insbesondere Mädchen darauf bedacht ihr äußeres Erscheinungsbild zu optimieren. Empfinden sie sich als zu dick, können sich Ess-Störungen (Anorexie oder Bulimie) herausbilden. Diese Entwicklung beginnt in der Regel schleichend und wird manchmal mit der Begründung, nur noch gesunde Nahrungsmittel zu sich zu nehmen (kein warmes Essen mehr, stattdessen rohes Gemüse, Salat ohne Dressing, fettarme Milchprodukte) erklärt. Das eigene restriktive Essverhalten führt zur Gewichtsreduktion, was wiederum als positive Verstärkung für das Aufrechterhalten dieses Essverhaltens gilt. Oftmals bestehen vorher bereits Angstzustände oder eine depressive Verstimmung.

Sexuelle Orientierung: Unreflektierte oder bewusst verletzende Bemerkungen unter Jugendlichen haben in der sensiblen Phase der Pubertät großen Einfluss auf das Selbstwertgefühl und begünstigen Verunsicherung und Ängste. Beschimpfungen, die Zuschreibung oder das Lächerlichmachen einer sexuellen Orientierung (z.B. „Du schwule Sau“; Du Schwuchtel“, „Du kranke Lesbe“) durch die Peers ist für Jugendliche mit großer Furcht behaftet – trotz aller in den Gesellschaft betonten Offenheit und Toleranz.

Geschlechteridentität: Sehr selten kommt es vor, dass ein Kind oder ein Jugendlicher sein biologisches Geschlecht ablehnt und eine andere Geschlechteridentität entwickelt. Der starke Wunsch, nicht das biologische Geschlecht, sondern eine andere Geschlechteridentität zu besitzen, nennt man Geschlechtsinkongruenz oder Geschlechtsdysphorie. Elterliche Feinfühligkeit und Verständnis können dazu beitragen, wie eine Geschlechtsinkongruenz erlebt wird und Einfluss nehmen auf das Ausmaß des Leidensdrucks.

Von einer Geschlechtsinkongruenz zu unterscheiden sind geschlechtsuntypische oder geschlechtsvariante Verhaltensweisen oder Vorlieben bei Mädchen und Jungen, die Teil einer normalen Entwicklung sind. Beispiele sind  das Spielen mit Autos oder „wild sein“ bei Mädchen; das Spielen mit Puppen, das Tragen von Kleidern, Schminken oder andere feminine Verhaltensweisen bei Jungen. Dies ist häufig nachgeahmtes Verhalten der Mutter oder des Vaters, bzw. das Nachspielen dessen, was das Kind erlebt.

Medienverhalten

Die heutige Elterngeneration ist noch weitgehend ohne ein Handy oder gar ein Smartphone aufgewachsen – für unsere Kinder absolut unvorstellbar. Die sozialen Netzwerke explodieren. WhatsApp, Instagram, Snapchat, Tiktok und weitere sind mittlerweile auf fast jedem Smartphone eines Jugendlichen zu finden. Posten, Teilen und Liken, und zwar möglichst schnell – häufig erfolgt ein Kommentar schnell und ohne Reflektion; ein Video oder Meme wird ohne Überlegung geteilt, und noch schnell einen „Damen hoch“… es ist immer etwas los, und es fällt schwer, das Smartphone aus der Hand zu legen.

Doch trotz hunderter virtueller Freunde sind viele Kinder und Jugendliche im „echten“ Leben einsam.

Das Thema „Medienverhalten“ ist zwar allgegenwärtig, die Chancen und Risiken haben jedoch noch keine ausreichende Bewertung erfahren; Forschungsarbeiten gibt es bisher wenige. Im Internet ist der  Zugang sowohl zu wertvollen, anregenden Inhalten ebenso unbegrenzt wie jener zu anstößigen oder grausamen. Tierquälerei, Pornografie, Mobbing, was die Jugendlichen im Internet sehen können oder erfahren, lässt sie abstumpfen und kann ihre Psyche verrohen lassen.

Cybergrooming (gezieltes Herantreten an Kinder im Internet zum Anbahnen sexueller Kontakte) oder Sexting und Sextortion (das Verführen von Kindern und Jugendlichen bzw. die Aufforderung zu sexuellen Handlungen an sich selbst vor der Kamera des PC, später die Androhung oder tatsächliche Veröffentlichung im Internet) beunruhigen uns Eltern. Lt. Polizei NRW wurden im Rahmen von Cybergrooming „…fast ein Viertel aller Kinder und Jugendlichen (24%)… bereits im Netz von Erwachsenen zu einer Verabredung aufgefordert.“ (https://polizei.nrw/artikel/cybergrooming-sexting-und-sextortion). Werden unsere Kinder Opfer solcher Straftaten, kann dies zu schweren Traumatisierungen führen, da sich die Kinder häufig aus Scham nicht wagen, sich die Hilfe von Erwachsenen zu suchen.

Auch Video- und Onlinespiele haben für Jugendliche eine große Bedeutung. Eine Videospielabhängigkeit geht mit Kontrollverlust über das Spielverhalten, Vernachlässigung von Alltagspflichten , das Ausbleiben anderer Aktivitäten und Fortsetzung des Computerspielens trotz negativer Konsequenzen einher. Oftmals wird das tatsächliche Ausmaß des Gamings seitens des Betroffenen bagatellisiert und heruntergespielt.
Dennoch ist die Abgrenzung zwischen eher risikoarmen Computerspielen und der Diagnose einer Spielsucht nicht immer klar zu treffen, besonders während der Entwicklungsphasen von Kindern und Jugendlichen. Hier kann es sowohl zur Abnahme des Spielens („maturing out“) als auch zu einer verstärkten Abhängigkeitsentwicklung kommen.

Für viele Jugendliche ist die virtuelle Welt echt. Wissen Sie, wie die digitale Lebenswelt Ihres Kindes aussieht und welche Inhalte Ihr Kind im Internet konsumiert?

Einsamkeit und Traurigkeit

Wir kennen die Einsamkeit bei alten Menschen, aber tatsächlich fühlt sich eine zunehmende Zahl an Kindern und Jugendlichen einsam.

Leistungsdruck und Burnout

Spätestens während des vierten Schuljahres erfährt ein Kind in der Regel, dass es sich anstrengen müsse, um eine gute Empfehlung für die weiterführende Schule zu bekommen. Macht die Schule Freude, braucht es in der Regel keine Motivation zum Lernen. Ist dies nicht der Fall, strengt das Kind sich in der Regel an, weil es seine Eltern liebt.

Nicht nur in der Schule, sondern auch in der Freizeit herrscht das Prinzip Leistung – sei es beim Sport, beim Musikunterricht und sonstigen Aktivitäten.

Dies ist auf Dauer sehr anstrengend, je nachdem, wie oft das Kind wider seiner Natur, seinen Interessen und Begabungen, oder auch über seine Leistungsgrenzen hinaus handeln soll.

Erschöpfte Kinder sind heute keine Seltenheit mehr; ein latenter Seelennotstand ist beinahe zum psychischen Standard geworden.

Konflikte zwischen Eltern und Jugendlichen

Wie häufig gibt es Missverständnisse, Unstimmigkeiten und Streit zwischen den Eltern und den Heranwachsenden. Oftmals haben sich im Laufe der Zeit die Kommunikationsmuster verfestigt und man gerät immer wieder in den Konflikt, den man oft gar nicht wollte und der – wenn man sich wieder beruhigt hat – den Beteiligten leidtut. Trotzdem bleiben oft Verletzungen zurück.

Die häufigsten Kommunikationsfallen sind Angriff (man schreit oder gibt beleidigt zurück: „Aber Du …“) und Flucht (man geht weg oder „schaltet ab“).

Fragen wie „Wie meinst Du das“ oder „Erzähle weiter“ können zu einem besseren Verständnis beitragen.

Coronafolgen

Auch nach vier Jahren sind die Maßnahmen der Corona-Zeit nicht vergessen; besonders nicht für unsere Kinder, die in dieser sensiblen Entwicklungsphase besonders stark geprägt wurden.

Denn in dem Lebensabschnitt, in der Jugendliche ihren Aktionsradius eher erweitern, waren sie durch Homeschooling fast nur zu Hause, Verabredungen waren nur in minimalem Umfang  – wenn überhaupt – möglich; manche auswärts Studierende kehrten sogar ins elterliche Haus zurück, um nicht völlig allein in ihrer „Studentenbude“ sein zu müssen.

Ebenso wie die jüngeren Kinder haben die Jugendlichen alle Maßnahmen ohne Murren mitgetragen. Sportwettkämpfe, Musikunterricht und -aufführungen, Jugendgruppen, die Abi-Fahrt und der Abi-Ball, die Theoriestunden für die Führerscheinprüfung – Vieles musste warten oder fiel komplett aus. Wichtige Entwicklungsschritte blieben aus.

Der Abschlussbericht der Forschungsteams der Universitäten Ulm und Hamburg (2023) Analyse und Quantifizierung der gesellschaftlichen Kosten psychosozialer Belastungen von Kindern und Jugendlichen durch die COVID-19 Pandemie zitiert verschiedene Studien, die sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene steigende Zahlen für Depressionen und Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen berichten. Ein zeitlicher Zusammenhang zur Corona-Pandemie wird aufgezeigt.

Die häufigsten Krankheitsbilder bei Kindern und Jugendlichen nach Corona (http://docs.dpaq.de/19385abschlussbericht_cov_folgekosten_20230516final_mitlogo.pdf)

Angststörungen Inzidenz 23,2 Fälle pro 1000

Depressionen Inzidenz 25,7 Fälle pro 1000

Andrea Salzmann mit einem patienten

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