Paw Patrol gehört seit Jahren zu den erfolgreichsten Kinderserien und das Franchise ist aus vielen Kinderzimmer nicht mehr wegzudenken. Nun aber ein Dämpfer, denn seit dem Start des zweiten Kinofilms über die Welpen der Paw Patrol gibt es erneut Kritik.
Der Film hat in Deutschland keine FSK-Beschränkung bekommen. Dies bedeutet, dass Eltern mit ihren Kindern zwischen 3 und 6 Jahren in die Kinos stürmen. Für Eltern und Kinder soll dieser Ausflug etwas ganz Besonderes sein, denn meistens handelt es sich für die Kinder bei Paw Patrol um ihren allerersten Kinobesuch. Umso bedenklicher ist es, dass es viele Medienberichte darüber gibt, dass weinende und verängstigte Kinder den Kinosaal verlassen und Medienexperten eine FSK-Beschränkung von 6 Jahren empfehlen.
Als Kinderpsychologin bin ich von einem TV-Sender mit der Bitte einer professionellen Einschätzung kontaktiert worden, da dieses Thema häufig in den vergangenen Tagen behandelt wurde.
Wenn Sie sich vor dem Kinobesuch ein Bild von dem Film machen wollen, dann schauen Sie sich hier den Trailer an:
Unterschied zwischen der Serie und den Kinofilmen
Die Serienwelt ist friedlich und harmonisch
Warum ist die Serie „Paw Patrol“ bei vielen Kleinkindern so beliebt? Die Gründe sind vielfältig, denn angefangen bei den süßen Hundewelpen, über eine bunte und freundliche Stadt, bis hin zum verlässlichen Happy End bietet die Serie keine ernsthaften Konflikte. Selbst der „Schurke“ der Serie, in Person von Bürgermeister Besserwisser, wird von den Kindern gemocht, da dieser mit einer Truppe von Katzenbabys und viel Tollpatschigkeit für Lacher sorgt.
Ein Abenteuer dauert knapp 11 Minuten und bietet somit auch keinen Platz für einen langatmigen klassischen Dramenaufbau. Es gibt also keine fallende Handlung oder gar eine langanhaltende Katastrophe mit bösen Konsequenzen. Problemsituationen und Konflikte werden binnen weniger Minuten und stets problemlos ohne viel Dramatik gelöst.
Kinofilm setzt auf Gefahren und Bösewichte
Im Kinofilm ist das Erzähltempo bedeutend schneller, und die visuellen Effekte wirken auf der großen Leinwand anders als auf den Smartphones, Tablets oder Fernseher, auf denen die Kinder ansonsten die Abenteuer der Paw Patrol schauen.
Bei einer Filmlänge von 95 Minuten nutzen die Filmproduzenten die Spielzeit für eben genau diesen klassischen Dramenaufbau. Abgesehen davon, dass viele Experten von einem solch langen Medienkonsum in diesem Alter abraten, ist die Filmlänge für sich schon eine Herausforderung für die Kinder. Dies wird angereichert durch die völlig neue Situation in einem gefüllten Kinosaal.
Die Paw Patrol gerät plötzlich in ausweglose Situationen, steht vor ernsthaften Problemen und trifft dann noch auf eine schaurige Widersacherin, die die Kinder laut vielen Berichten nachhaltig zu verängstigen scheint.
Schon der Trailer zeigt eine andere Art von Geschwindigkeit im Film. Meteoriten zerstören Gebäude, die Hunde schießen Feuerbälle und dramatische Musik verleihen dem Film einen viel ernsteren Hintergrund, als es die Serie macht. Es werden richtige Kämpfe ausgetragen und all das kann jüngere Kinder sehr verängstigen, da ihre geliebten Hundewelpen ernsthaft in Gefahr schweben.
Diese Gefühle lösen die Filme bei Kleinkindern aus
Die Serie „Paw Patrol“ zeigt eine friedliche Welt mit kleinen Problemen und kindgerecht-moderater Spannung. Mal müssen Katzen von einem Baum gerettet werden oder Bürgermeister Besserwisser schummelt bei einem Marathon. Es kommen keine ernsten Bedrohungen auf die Paw Patrol zu, sondern die Rettungsmissionen sind harmlos und werden in wenigen Minuten ohne Schwierigkeiten gelöst.
Im Kinofilm bekommen viele Kinder zum ersten Mal böse und gemeine Menschen zu sehen, werden emotional durch dramatische Musik und die Kinoatmosphäre noch mehr in den Film gezogen und sehen ihre Hundewelpen in echter Gefahr. Die Größe der Leinwand, das dunkle Licht, die Lautstärke und die viel zu schnellen Bilder eignen sich nicht für Kinder unter 6 Jahren und können zu einer Reizüberflutung führen. Hier braucht es dann elterliches Feingefühl, um zu erkennen, ob oder wann es unter Umständen für das Kind zu viel ist.
Wie können Sie als Eltern auf verängstigte Kinder reagieren?
Egal, ob Ihr Kind den Film völlig begeistert oder eher verängstigt verfolgt hat, hat es viele Eindrücke und Reize zu verarbeiten. Hier ist es gut, den Film mit dem Kind Revue passieren zu lassen. So kann das Erlebte zunächst in Worte gefasst und dadurch verarbeitet werden.
Bitte nehmen Sie die Gefühle und Äußerungen Ihres Sohnes oder Ihrer Tochter unbedingt ernst. Sie können dies einleiten durch möglichst neutrales Nachfragen, wie das Kind bestimmte Szenen oder Situationen empfunden hat, und durch sprachliches Spiegeln Ihr Verstehen ausdrücken, z.B. „… das war aber auch wirklich sehr spannend, da hattest Du Angst, ob das gut ausgeht“. So fühlt sich das Kind verstanden und kann für sich selber beispielsweise zu dem Schluss kommen, dass der Film zwar äußerst aufregend war, aber ja ein gutes Ende fand. Auch das Nachspielen des Films (das Kind selbst oder mit Hilfe von Figuren / Puppen) kann die Verarbeitung des Erlebten fördern.
Beschwichtigen oder Bagatellisieren kindlicher Ängste hinterlässt ein ratloses Kind, welches seine Gefühle wegdrücken muss. Passiert dies regelmäßig, verliert das Kind sein Gespür für sein „Innenleben“ und das Zutrauen zu seinen Gefühlen.
Der heutige Medienkonsum der Kinder ist zwar durch FSK-Beschränkungen reguliert, aber Sie als Elternteil treffen die Entscheidung und Einschätzung, ob Ihr Kind wirklich bereit für diesen Kinofilm ist.